Umzug nach Wörishofen...

...Inmitten einer Phase des Umbruchs trat Sebastian Kneipp am 02. Mai 1855 seine Aufgabe in Wörishofen an. Er sollte nämlich nicht nur Beichtvater der Dominikanerinnen sein, sondern mußte sich auch mit sehr weltlichen Aufgaben befassen, denn zunächst galt es, der wirtschaftlichen Seite des Klosters – die über 50 Jahre (bedingt durch die Säkularisation) vernachlässigt wurde – wieder neuen Schwung zu verschaffen. Kneipp – als wirtschaftlicher Leiter - konnte dabei seine bäuerlichen Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend mit einbringen.

Von den 42 Jahren, die er in Wörishofen wirkte, widmete sich Kneipp 26 Jahre dem Auftrag des Bischofs und baute die klösterliche Landwirtschaft zu einem Musterbetrieb auf: Er ließ Entwässerungsgräben für die feuchten Wiesen anlegen, steigerte die Erträge der Böden durch neues Saatgut und Düngemittel, führte neue Kleesorten ein, kaufte selbst Zuchtvieh auf den umliegenden Märkten ein, förderte den Obst- und Gartenbau, war mit Rat und Tat im Stall zu Stelle. Und mancher Bauer holte sich beim Herrn Beichtvater Rat und Hilfe. Aufsehen erregte er bei der erfolgreichen Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche des Rinderbestandes mit Hilfe von Wasseranwendungen. International gewürdigt wurden sein Verdienste um die Bienenzucht und die Honiggewinnung. Er verfaßte sogar landwirtschaftliche Sachbücher mit so originellen Titeln wie:

"Fritz, der fleißige Landwirt"
"Fritz, der fleißige Futterbauer"
"Fritz, der eifrige Viehzüchter"
"Die Kaninchenzucht"
"Bienenbüchlein"

Vernünftig zu wirtschaften, war für die Klosterökonomie wichtig, denn ein Vertrag, in dem sich der Staat verpflichtet hatte, die Gebäude instand zu halten, Gärten und waren nun selbst dafür verantwortlich, daß sich der umfangreiche Besitz wirtschaftlich trug. Dank der tatkräftigen Unterstützung Kneipps, der auch die Schwestern für die landwirtschaftlichen Arbeiten einsetzte, gelang dies.