Am Ziel seiner Wünsche...

...Im August 1852 erhält Sebastian Kneipp, inzwischen 31 Jahre alt, das Abschlußzeugnis des Georgianums und empfängt am 05. August im Augsburger Dom die Diakonatsweihe, einen Tag später wird er zum Priester geweiht. Am 24. August findet ein langer, auf ein einziges Ziel ausgerichteter Weg, sein glückliches Ende: Kneipp feiert im Beisein seines Vaters ( die Mutter verstarb bereits 1841) in der Ottobeurener Basilika seine Primitz.

 

Die nächsten Jahre seines Wirkens seien kurz aufgezählt: Auf eine drei Monate währende Berufung als dritter Kaplan in Biberach erfolgte seine Versetzung nach Boos bei Memmingen, ein Jahr später wurde er dritter Stadtkaplan in Augsburg. Obwohl Kneipp fest entschlossen war, sich voll und ganz auf sein seelsorgerisches Amt zu konzentrieren, fiel es ihm oft schwer, nicht einzugreifen, wenn er zu Kranken gerufen wurde. „... ich stellte es mir nicht so schwierig vor: zum Krankenbette gerufen zu werden, die Kranken jammern hören und nicht helfen sollen. So habe ich meine Vorsätze von Zeit zu Zeit gebrochen.“ Eine an Cholera erkrankte Frau heilte Kneipp vollständig. Es war unvermeidlich, daß sich die medizinische Betätigung des „Cholera-Kaplans“, wie Kneipp inzwischen von der Bevölkerung ehrfürchtig genannt wurde, herumsprach und auf Kritik stieß. Ärzte und Apotheker fühlten sich durch sein Wirken brüskiert, es wurde Anzeige gegen ihn erstattet. Kneipp mußte vor Gericht erscheinen und verteidigte sich dort mit dem Argument, ob man Kranken nicht helfen dürfe, wenn die Ärzte nicht mehr helfen können oder wollen und der Kranke mittellos ist. Der Fall nahm eine überraschende Wendung. Der Richter ließ sich von Kneipp Ratschläge zur Behandlung seines Rheumatismus geben und sprach folgendes Urteil: “ Kurieren Sie die, welche keine Hilfe bekommen oder kein Geld haben, um Hilfe zu suchen und seien Sie Helfer in der Not.“

 

Nur wenige Monate blieb Kneipp in Augsburg. Im April 1855 erhält er die Versetzung nach Wörishofen als Beichtvater der Dominikanerinnen im dortigen Kloster. Diese neuerliche Versetzung des knapp 34jährigen Kaplans Sebastian Kneipp erweckt den Eindruck, als ob der unbequeme Geistliche, dessen medizinische Anwendungen immer wieder für Probleme gesorgt haben, in die tiefste Provinz abgeschoben werden sollte. Als Beichtvater im Kloster wäre er der Öffentlichkeit entzogen. Der damals kleine Ort Wörishofen lag schließlich weitab und man erhoffte sich endlich Ruhe vor Kneipp und seinen Wasseranwendungen.